LADR Biofocus GbR ist Mitglied des LADR Der Laborverbund Dr. Kramer & Kollegen.

Grutsch, A. A., Nimmer, P. S., Pittsley, R. H., Kornilow, K. G., & McKillip, J. L. (2018). Molecular Pathogenesis of Bacillus spp., with Emphasis on the Dairy Industry. Fine Focus, 4(2), 203–222. doi.org/10.33043/FF.4.2.203-222

Johler, S., Kalbhenn, E. M., Heini, N., Brodmann, P., Gautsch, S., Bagcioglu, M., Contzen, M., Stephan, R., Ehling-Schulz, M. (2018) Enterotoxin Production of Bacillus thuringiensis Isolates From Biopesticides, Foods, and Outbreaks, Volume 9 - 2018 https://doi.org/10.3389/fmicb.2018.01915

Allende, A., et al. (2016) Risks for public health related to the presence of Bacillus cereus and other Bacillus spp. including Bacillus thuringiensis in foodstuffs, https://doi.org/10.2903/j.efsa.2016.4524 

Bacillus cereus

Schätzungen besagen, dass ca. 1,4 Prozent bis 12 Prozent der lebensmittelbedingten Ausbrüche durch B. cereus verursacht werden (1). B. cereus ist ein typisches Bodenbakterium und in der Umwelt weit verbreitet. Die durch B. cereus verursachten lebensmittelbedingten Erkrankungen – Erbrechen oder (und) Durchfall – verlaufen in der Regel milde und erfordern keine medizinische Behandlung.

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Erkrankungen mit Bacillus cereus sind nicht meldepflichtig, die Dunkelziffer wird als beträchtlich angenommen.

Werden präsumtive Bacillus cereus in Lebensmitteln nachgewiesen, so besteht in den LADR Biofocus Laboren die Möglichkeit mittels folgender Untersuchungen von B. cereus Isolaten, das Risiko möglicher Gesundheitsgefährdungen besser einzuschätzen.
  • ces-Gen mittels real time PCR
    ca. 30 % B. cereus sensu stricto sind ces-Gen – positiv und könnten dementsprechend das Toxin Cereulid im Lebensmittel produzieren und Erbrechen verursachen
     
  • B. cereus Enterotoxin mittels BCET-RPLA (Reserve Passive Latexagglutinationstest)
    Die Antikörper dieses Tests erkennen die HblC (L2-Komponente des Hbl-Komplexes Sensitivität zwischen 2 und 4 ng/ml des Extrakts, Leitsymptom Durchfall
     
  • B. cytotoxicus mittels MALDI-TOF
    potenziell zur Cytotoxin K Bildung befähigt, Leitsymptom: schwere Durchfälle
     
  • panC Sequenzierung, phylogenetische Gruppen
    siehe Grafik 2 Cereulid (emetisches Toxin) Direktnachweis im Lebensmittel
    ISO 18465:2017   Quantitative determination of emetic toxin (cereulide) using LC-MS/MS

Die European Food Safety Authority (EFSA) empfiehlt, dass Konzentrationen von103 bis 105 präsumtive Bacillus cereus / g Lebensmittel nicht überschritten werden sollten (EFSA, 2016). Sollten die genannten Konzentrationen an B. cereus überschritten werden, ist eine Risikoeinschätzung empfehlenswert. Dazu können das ces-Gen, B. cereus Enterotoxin, die phylogenetischen Gruppen oder der direkte Nachweis des Toxins Cereulid im Lebensmittel untersucht werden. Diese Untersuchungen können in spezialisierten Laboren durchgeführt werden.

B. cereus und deren Sporen können auf etliche Lebensmittel gelangen. Betroffene sind meist erhitzte und gegarte Lebensmittel wie Fleisch, Gemüse, Milchprodukte, Reis, Nudeln, Kartoffeln und Soßen. Die durch B. cereus hervorgerufen Erkrankungen sind meistens Erbrechen (Emetisches Syndrom) oder Durchfall (Diarrhö-Syndrom).

Das Erbrechen (Emetisches Syndrom) wird durch ein hitzestabiles Toxin (Cereulid) verursacht, das von B. cereus im Lebensmittel gebildet wird. Durch die orale Aufnahme des Toxins Cereulid kann es bereits nach wenigen Stunden zum Erbrechen kommen

Der Durchfall wird durch hitzeempfindliche Enterotoxine (NHE, HBL) hervorgerufen. Diese werden von B. cereus erst im Dünndarm nach der Aufnahme von vegetativen Zellen oder Sporen gebildet. Die Inkubationszeit beträgt 8 bis 16 Stunden. Dazu wird laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine Vermehrung im Lebensmittel auf eine Keimzahl von 105 bis 108 KBE/g benötigt. Lange Warmhaltephasen von Speisen sollten unbedingt vermieden werden.

Die Wahrscheinlichkeit zu erkranken, ist von verschiedenen Faktoren abhängig:   

  • der Anzahl der B. cereus Bakterien im Lebensmittel 
  • der Konsistenz des Lebensmittels
  • der Fähigkeit der Bakterien und deren Sporen, die Magenpassage zu überstehen
  • der Sporenkeimung 
  • der Enterotoxinproduktion im Darm   

Darüber hinaus ist das Erkrankungsrisiko und der Krankheitsverlauf der Menschen, die mit Bacillus cereus belastete Lebensmittel verzehrt haben, abhängig von deren Gesamtkonstitution, Immunsystem, Alter, Ernährungsverhalten und weiteren Faktoren.

Bacillus cereus: verschiedene Stämme unterschiedliches Risiko 

Die für eine Lebensmittelprobe im Labor ermittelten Ergebnisse beziehen sich auf die Anzahl sogenannter präsumtiver B. cereus. Präsumtiv bedeutet, dass wahrscheinlich oder vermutlich Bakterien der Bacillus cereus-Gruppe vorliegen. Doch nicht alle Bakterien dieser Gruppe haben das Potenzial, Erkrankungen zu verursachen.
Tim Kautz,
Leiter Lebensmittelanalytik

Die Bakterien der B. cereus-Gruppe sind sehr eng miteinander verwandt und selbst mit molekularbiologischen Methoden schwer zu differenzieren. 

Präsumitve B. cereus werden auch als B. cereus Gruppe oder B. cereus sensu lato bezeichnet, und stellen einen eng verwandter Artenkomplex dar, der Krankheiten bei Menschen und Tier verursachen kann. In der Grafik 1 sind die strukturellen taxonomischen Veränderungen und Erweiterungen der Bacillus cereus Gruppe ersichtlich. Zukünftig wird es durch den Einsatz neuester Technologien, wie der Whole Genome Sequenzierung (WGS), vermutlich zu weiteren Veränderungen und Erkenntnissen kommen.

Die Differenzierungen von Bakterien mittels WGS sind in den LADR Biofocus Laboren möglich.

Taxonomie präsumtive Bacilus cereus

Die Taxonomie der B. cereus Stämme, die als präsumtive B. cereus oder als B. cereus-Gruppe bezeichnet werden, unterliegt aufgrund neuer molekularbiologischer Verfahren, ständigen Änderungen. Vom BfR werden derzeit 17 eng verwandte B. cereus-Stämme dem Artenkomplex genannt.

Bacillus cereus-Stämme in der Übersicht

Bacillus cereus (sensu stricto (s.s.) Bacillus cereus (sensu stricto (s.s.)
Bacillus thuringiensis Bacillus tropicus
Bacillus cytotoxicus Bacillus albus
Bacillus toyonensis Bacillus mobilis
Bacillus wiedmannii Bacillus luti
Bacillus anthracis Bacillus proteolyticus
Bacillus mycoides Bacillus nitratireducens
Bacillus pseudomycoides Bacillus paramycoides
Bacillus paranthracis  

Wie in der Tabelle aufgeführt, zählt Bacillus thuringiensis ebenso zu den präsumtiven Bacillus cereus und ist mittels mikrobiologischer kultureller Verfahren nicht von B. cereus sensu stricto zu unterscheiden.  Bacillus thuringiensis (Bt) ist ein bodenbewohnendes Bakterium, das natürlicherweise im Darm von Raupen verschiedener Motten- und Schmetterlingsarten sowie auf Blattoberflächen, Gewässern, Tierkot, insektenreichen Umgebungen, Getreidemühlen und Getreidelagern vorkommt.

Bacillus thuringiensis wird als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel gegen Schadinsekten eingesetzt. Werden diese Mittel beim Pflanzenanbau eingesetzt und Karenzzeiten vor der Ernte nicht eingehalten, können beispielsweise in Salaten, nicht selten verpackten Mischsalaten, präsumtive Bacillus cereus Konzentration von > 10³ KBE / g nachgewiesen werden.

Folglich liegen dann Warnwertüberschreitungen vor. Bislang gibt es allerdings nur wenige Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von B. thuringiensis in Lebensmitteln und Erkrankungen des Menschen (2). Das ces-Gen wurde beispielsweise bei B. thuringiensis Stämmen bislang nicht nachgewiesen. Folglich sind B. thuringiensis nicht zur Bildung des Toxins Cereulid befähigt

Bacillus cereus in Lebensmittel bei Erkrankungsfällen (2007–2014)

Die Grafik zeigt Bacillus cereus in Lebensmittel bei Erkrankungsfällen (2007–2014). Die Abbildung wurde erstellt, aus Daten „Risks for public health related to the presence of Bacillus cereus and other Bacillus spp. including Bacillus thuringiensis in foodstuffs (3). Die angegebenen Lebensmittelkategorien beinhalten ebenso Erzeugnisse daraus

Grafik 3 zeigt Bacillus cereus in Lebensmittel bei Erkrankungsfällen (2007–2014). Die Abbildung wurde erstellt, aus Daten „Risks for public health related to the presence of Bacillus cereus and other Bacillus spp. including Bacillus thuringiensis in foodstuffs, doi: 10.2903/j.efsa.2016.452“. Die angegebenen Lebensmittelkategorien beinhalten ebenso Erzeugnisse daraus.

Erbrechen durch das Gift Cereulid

Innerhalb der Bacillus cereus Gruppe wird B. cereus sensu stricto die Fähigkeit zur Bildung des Toxins Cereulid zugeschrieben. Cereulid kann Erbrechen verursachen. Laut BfR (Stellungnahme 048/2020) muss sich dazu der entsprechende B. cereus-Stamm im betroffenen Lebensmittel bis zum Verzehr vermehrt haben.  Die Cereulidproduktion erfolgt in der Regel während der exponentiellen Wachstumsphase (ab ca.  105 KBE / g) (Ceuppens et al.).

Die emetischen Stämme sind Träger des plasmidkodierten ces-Gens (Cereulid-Synthase Gen). Basierend auf Daten aus Tierversuchen wird die minimale Intoxikationsdosis auf 8–10 μg/kg Körpergewicht geschätzt. Die Größe des hitzestabilen Cereulid beträgt ca. 1,2 kDa. Cereulid kann nicht durch Filtration oder Baktofugation entfernt werden und korreliert nicht unbedingt mit der Anzahl an Bakterien in der Probe. Cereulid wird durch Pepsin und Trypsin nicht gespalten. Bei schweren Intoxikationen kann Cereulid Leberschäden und Hirnödeme verursachen Eine Intoxikation durch Cereulid steht häufig im Zusammenhang mit dem Verzehr von stärkehaltigen Lebensmitteln wie Reis und Nudeln

Der Grund für das häufigere Auftreten von Krankheitsfällen im Zusammenhang mit stärkehaltigen Lebensmitteln könnte darin liegen, dass der Wurzelbereich oder Teile bestimmter Anbaupflanzen ein natürliches Habitat für emetische B. cereus“ darstellen.

Todesfälle durch B. cereus Toxin

1976 starb ein 11-jähriger Junge etwa 15 Stunden nach dem Verzehr chinesischer Nudeln (Takabe und Oya, 1976). Als Todesursache wurde Herzinsuffizienz infolge einer myokardialen Fettdegeneration angesehen. Bacillus cereus wurde isoliert und als Erreger dieser Lebensmittelvergiftung identifiziert.

1997 litten ein 17-jähriger Junge und sein Vater an Magen-Darm-Symptomen, darunter Übelkeit und Erbrechen, gefolgt von Leberschäden und Rhabdomyolyse. Sie aßen Spaghetti mit hausgemachtem Pesto 30 Minuten vorher. Das Essen wurde vier Tage zuvor zubereitet und danach gekühlt. Allerdings mehrmals eine oder mehrere Stunden bei Raumtemperatur gelassen, bevor es in einer Pfanne wieder aufgewärmt wurde. Der Vater erholte sich vollständig. Sein Sohn starb an fulminantem Leberversagen (Mahler et al., 1997).

2003 erkrankten in Belgien fünf Kinder einer Familie, nachdem sie Nudelsalat gegessen hatten. Der Nudelsalat wurde an einem Freitag zubereitet und am nächsten Tag zu einem Picknick mitgenommen. Die Reste wurden bis zum folgenden Montagabend im Kühlschrank aufbewahrt, als sie den Kindern zum Abendessen serviert wurden. Das jüngste Mädchen starb (Dierick et al., 2005).

2008 wurden zwei gesunde Kinder und ihre Mutter 30 Minuten nach dem Verzehr von aufgewärmtem gebratenem Reis krank. Der Reis war am Vortag gekocht und bei Zimmertemperatur aufbewahrt worden. Der 1-jährige Junge starb. Seine 2-jährige Schwester erholte sich nach einem Plasmaaustausch (Shiota et al., 2010).

2011 in Brüssel wurde ein 20-jähriger Student krank, nachdem er Spaghetti mit Tomatensauce gegessen hatte. Das Essen war fünf Tage zuvor zubereitet und bei Raumtemperatur gelagert worden. Er starb wenige Stunden nach dem Verzehr der Nudeln (Naranjo et al., 2011).

Durchfall durch B. cereus-Enterotoxin 

Die Toxine NHE/HBL sind nicht hitzeresistent, werden in der Regel auch nicht im Lebensmittel gebildet, sondern erst im Darm, wenn viele B. cereus-Keime bzw. deren Sporen aufgenommen werden. Dazu sind Keimzahlen von 105 bis 108 KBE/g Lebensmittel laut BfR nötig. Symptome sind Bauchkrämpfe und Durchfall. 

Diese enteropathogenen Stämme von B. cereus können in allen Arten von Lebensmitteln einschließlich Milchprodukten, Gemüse, Fleischprodukten, Saucen, Suppen, Puddings, Gewürzen, Geflügel und Sprossen vorkommen.

TOXINE  Eigenschaft  Vorkommen 
Hbl (Hemolysin BL)  Kann Durchfall verursachen 
drei Fraktionen:  
B (binding component);
L1, L2 (lytic component),
chromosomal codiert 
ca. 40-60 %
Bacillus cereus  Stämme positiv 
B. thuringiensis,  
B. mycoides 
Nhe (Nonhemolytic )Enterotoxin  Kann Durchfall verursachen 
Drei Fraktionen, NheA, NheB, NheC;  
chromosomal codiert, nhe Operon 
100 %,  
B. cereus sensu stricto 
CytK Cytotoxin K  
CytK-1 
CytK-2 

 

Synonym: Hemolysin IV, Protein
gehört zur Familie der ????-barrel-channel-forming
toxin (cytotoxisch, nekrotisch, hämolytisch) 
100 % 
CytK1 B. cytotoxicus* 
Hbl, Nhe und CytK Expressionsmaximum am Ende der exponentiellen Wachstumsphase bzw. bei Erreichen der stationären Phase  
Cereulid (emetisches Toxin)  Kann Erbrechen verursachen 
1,2 kDa Protein, nicht immunogen, hitzestabil, 
stärkste Produktion in stationärer Phase,  
Cereulid-Synthase auf Megaplasmid 
ca. 30 %   
Bacillus cereus sensu stricto 

* Beim Vorkommen von B. cytotoxicus könnten (BfR) aufgrund der höheren Toxizität des CytK-1-Toxins auch schon etwas geringere Keimzahlen im Lebensmittel (104 KBE/g) ausreichen, um beim Menschen Durchfallerkrankungen auszulösen, auch wenn nicht alle B. cytotoxicus-Stämme stark zytotoxisch sind.

Bacillus cereus phylogenetische Gruppen 

DGHM Richt- und Warnwerte bei unterschiedlichen Lebensmitteln

  Bacillus cereus, präsumtiv    
  Lebensmittel Richtwert
KBE/g
Warnwert
KBE/g
1.1 aufgeschlagene Sahne 1 x 102 1 x 103
1.2 Säuglingsnahrung auf Milchpulverbasis 50 5 x 102
6.1 Kochprodukte, Trockensuppe 1 x 102 1 x 103
6.2 Instantprodukte 1 x 102 1 x 103
6.3 Trockenpilze 1 x 102 1 x 103
7.1 Sandwich, belegte Brötchen 1 x 102 1 x 103
7.2 TK-Fertiggerichte vor Verzehr garen 5 x 102 1 x 103
7.3 gegarte TK-Fertiggerichte 1 x 102 1 x 103
7.4 Speisen, verzehrfertig 1 x 102 1 x 103
7.5 Sushi 1 x 102 1 x 103
8.2 Mayonnaisen, Dressings… 1 x 102 1 x 103
9.1 Getreidemehle, Weizen, Roggen 1 x 102 1 x 103
9.2 TK-Backwaren, fein, durchgebacken 1 x 102 1 x 103
9.3 TK-Backwaren, roh/teilgegart 1 x 102 1 x 103
9.4 TK-Patisserie 1 x 102 1 x 103
9.5 Patisseriewaren, nicht durchgebackene Füllung 1 x 102 1 x 103
9.6 Müslis und Flocken mit ausschließlich hitzebehandelten Zutaten 1 x 102 1 x 103
10.1 Teigwaren, feucht, verpackt 1 x 102 1 x 103
10.3 Teigwaren, getrocknet ohne Füllung 1 x 102 1 x 103
11.1 Ölsaaten, zum Verzehr 1 x 102 1 x 103
11.2 Trockenfrüchte, incl. Rosinen Obstpulver 5 x 102 1 x 103
12.1 Mischsalate, abgepackte Ware 5 x 102 1 x 103
12.2 Keimlinge und Sprossen 1 x 102 1 x 103
12.3 Obst, frisch, verzehrfertig, vorbereitet, geschnitten… 5 x 102 1 x 103
12.4 Obst TK 1 x 102 1 x 103
12.5 Gemüse TK 1 x 102 1 x 103
13.1 Kräuter, getrocknet 1 x 103 1 x 104
14.1 Speiseeis, lose Abgabe 1 x 102 1 x 103

Stand: Dezember 2023, Updates, Kommentierungen usw. siehe https://www.dghm-richt-warnwerte.de

Die panC-Sequenzierung  - Pantoat-β-Alanin-Ligase-Gen (panC)  dient zur Charakterisierung von B. cereus s.l.-Isolaten die mit Krankheiten, Infektionen und/oder Ausbrüchen assoziiert sind.   

Bacillus cereus – immer gefährlich? 

Bacillus cereus ist ein fakultativ humanpathogener Erreger. Der Sporeneintrag in Lebensmittel lässt sich nicht immer vollständig vermeiden. Inwieweit deswegen eine Gefahr oder ein Erkrankungsrisiko für den Verbraucher besteht, kann und darf nicht allein von den Laboruntersuchungen präsumtiver B. cereus und der Überschreitung von Richt- und Warnwerten abhängig gemacht werden. Zumal sich die in der Literatur genannten krankheitsauslösenden Konzentrationen durch im Lebensmittel gebildetes Cereulid und der Toxi-Infektion durch Sporen unterscheiden. 

Die Risikobewertungen von Lebensmitteln, die mit B. cereus belastet sind, sollten folglich mit dem nötigen fachlichen und mikrobiologischen Verständnis durchgeführt werden.  

Bevor Salat, Sprossen, Milch oder andere Lebensmittel aufgrund der entsprechenden Anzahl präsumtiver Bacillus cereus vernichtet werden (sollen), sollten Gespräche aller Beteiligten und differenzierte Untersuchungen erfolgen. So können unnötige wirtschaftliche Schäden vermieden und die Lebensmittelsicherheit für den Verbraucher gewährleistet werden.

Dank intensiver Forschung werden den akkreditierten Routinelaboren zukünftig, neben den bereits bestehenden analytischen Möglichkeiten noch weitere wichtige und hilfreiche Verfahren zur Identifizierung der Virulenzfaktoren zur Risikobeurteilung von pathogenen B. cereus zur Verfügung stehen.

 

Schnellübersicht Bacillus cereus

Vorkommen Erdboden, Wasser, Pflanzen, Verdauungstrakt  von Mensch und Tier, Cerealien, getrocknete Lebensmittel, Milch- und Molkereiprodukte, Fleischprodukte
Betroffene Lebensmittel Erhitzte und meist gegarte Lebensmittel wie Fleisch, Gemüsegerichte, Milchprodukte, Reis und andere stärkehaltige Produkte wie Kartoffeln, Nudeln, Suppen, Soßen
Gefährdete Personen Alle Altersklassen sind von Erkrankungen durch Bacillus cereus betroffen
Krankheitssymptome

Typ Erbrechen:
Übelkeit und Erbrechen, gelegentlich Bauchkrämpfe und Durchfall, kein Fieber

Typ Durchfall:
Wässriger Durchfall, Bauchkrämpfe, Übelkeit ohne Erbrechen

Minimal infektiöse Dosis

104 - 108 Keime bzw. Sporen / g Lebensmittel,
Lebensmittel, die > 103/g oder ml B. cereus enthalten, gelten als nicht sicher

Krankheitsdauer 1 Tag
Vermehrungstemperatur 7°C – 50°C, optimal 30°C
Minimaler pH-Wert 4,4
Sauerstoffanspruch Fakultativ anaerob
Besonderheiten

Bacillus cereus ist ein Toxinbildner

Typ Durchfall: Toxin nicht hitzeresistent
(mindestens 56°C, 5 min.)

Typ Erbrechen: Toxin hitzestabil

 

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